[Schreberrebellen-Newsletter Mai 2021, Thema 2]
Immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr ... kommen von irgendwo noch ein paar hunderttausend Scheinchen her!
Erst im November vergangenen Jahres hatte das Amtsgericht Wandsbek festgestellt, dass sich der Hamburger Kleingärtnerdachverband "Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg e.V. " (LGH) in den Jahren 2002 bis 2011 an 624.000 Euro Mitgliedsbeiträgen zu Unrecht bereichert hatte. Nun kommt möglicherweise der nächste Hammer: Hat der LGH auch danach, in den Jahren 2012 bis 2020, zu viel Geld von seinen Mitgliedern genommen? Die Antwort des Senats auf eine Bürgerschaftsanfrage sorgt für Unruhe im Verband.
Aus einer Senatsanfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Stephan Jersch (Linke) gehen nun endlich die Summen hervor, die die Stadtreinigung dem LGH in Rechnung gestellt hat. Dies sind:
2020: 105.397,32 Euro
2019: 104.454,22 Euro
2018: 93.093,52 Euro
2017: 102.460,44 Euro
2016: 94.509,00 Euro
2015: 85.955,39 Euro
2014: 87.038,04 Euro
2013: 86.600,64 Euro
2012: 110.185,92 Euro
Es ergibt sich eine Summe von 869.694,97 Euro. Diesen Betrag hat die Stadtreinigung also vom LGH kassiert.
Und was hat der LGH von seinen Mitgliedern kassiert?
Wir rechnen nach:
Die Pauschalen: 2012 hatten die Vereine zunächst 2,90 Euro pro Parzelle an den LGH zu überweisen. Dieser Betrag wurde 2013 auf 3,70 Euro erhöht. 2018 kam dann die nächste Erhöhung auf 4,00 Euro.
Die Anzahl der Parzellen: Sie lag am 31.12.2010 bei 34.799, am 31.12.2015 bei 34.734 und am 1. Januar 2020 bei 34.504. Es ist ein leichter Abwärtstrend zu verzeichnen. Der Wert aus dem Jahr 2015 dürfte in etwa den Mittelwert darstellen, weswegen wir ihn zugrunde legen.
Um herauszukriegen, was die Mitglider an den LGH gezahlt haben, ist nur die folgende einfache Rechnung nötig:
Höhe der Pauschale x Anzahl der Parzellen = Höhe der Mitgliederzahlung an den LGH
Daraus ergibt sich:
2020: 4,00 Euro x 34.734 = 138.936,00 Euro
Huch! Das sind ja allein in 2020 schon 33.000 Euro mehr als der LGH an die Stadtreinigung zahlen musste (s.o.).
Rechnet man dies mit den jeweiligen Pauschalen für die Jahre 2012-2020 aus, dann ergibt sich ein Gesamtbetrag in Höhe von 1.160.000 Euro, den die Kleingärtner für örL an den Verband gezahlt haben.
1.160.000 Euro - 869.694,967 =290.420,63 Euro
Es ergibt sich also ein Differenzbetrag von etwa 290.000,00 Euro!
So viel Geld könnte der LGH mehr von seinen Mitgliedern erhalten haben als er für die Bezahlung der öffentlich-rechtlichen Lasten tatsächlich brauchte.
Kommentar
Welches Licht wirft das auf das Klima im Verband? Wer geht so mit seinen Mitgliedern um? Und wo gibt es das, dass Mitglieder sich so etwas klaglos gefallen lassen?
Es zeigt sich im Hamburger Kleingartenwesen ganz deutlich, dass zwar auf dem Papier Demokratie herrscht, aber faktisch ist es wohl so, dass sich niemand traut, den Mund aufzumachen, aus Angst ... ja wovor eigentlich? Die Vereine sind doch eigenständig. Die können selbstverständlich auch gegen den Verbandsvorstand stimmen, ohne dass sie irgendetwas befürchten müssten.
Aber da kann man so gut wie jeden Kleingärtner fragen: Wenn man sich im Hamburger Kleingartenwesen umschaut, dann sieht man nichts als Vorschriften, Verbote, Anschuldigungen, Drohungen, Kündigungen. Da wird mit Merkblättern gewedelt und mit der Umwelt- oder Baubehörde gedroht, da wird gemauschelt und werden die Mitglieder geprellt.
Wird ein Verein gekündigt, dann gibt es keine Pressemitteilung, damit alle Bescheid wissen, sodern das steht erst irgendwo auf Seite XY im nächsten Geschäftsbericht, sodass es nicht einmal jeder Hunderste Kleingärtner überhaupt erfährt. Und das, obwohl es doch eine Mitgliederzeitschrift gibt, die fast jeder freiwillig bezieht. Aber solche Sachen stehen da nicht drin. Man braucht nur einmal in diese Zeitschrift hineinzusehen, dann wird einem schnell klar, wie da der Hase läuft.
Dort ist auch einer der Gründe für Leerstand und verwucherte Parzellen - trotz Corona - zu suchen. Darauf hat uns unsere Leserin Sandra hingewiesen. Her geht es mit diesem Thema weiter.
Herr Sielmann sollte sich mal mit der Fr. Ingrid Hartges
(Dehoha) in Verbindung setzen. Da könnte er lernen wie ein Verbandschef sich für den eigenen
Verband einsetzen kann.
Als Bundesverband Vorsitzender sowie Vorsitzender und Geschäftsführer des LGH, der von den Beiträgen der Mitglieder lebt, ist es unfassbar sich so antriebslos zu verhalten.